SonnenUhren heute?


... unZeitgemäß - oder?
• Durch die astronomischen Fakten am Ort ist jedes Werk, ob Fassade oder Skulptur, funktionell wie künstlerisch ein Unikat.
• Die gewünschte Anmutung und Ausdruckskraft erziele ich durch Kooperation mit einem dazu passenden Künstler!
Eine Installation ziert die Umgebung des Besitzers, ist Ausdruck seiner Persönlichkeit und signalisiert Authentizität! Die Beziehung zum "Fluß der Zeit" bekommt einen originellen Ausdruck!

SonnenZeit ist naturbelassen
• Wissen über SonnenUhren ist heutzutage weitgehend verschüttet.
• In der Schule hat man irgendwann mal von der Ellipsenbahn der Erde um die Sonne gehört (J.Kepler 1619). An der SonnenUhr kann man sehen, daß die Sonne übers Jahr nicht gleichmäßig läuft (auch nicht durch die Sternzeichen), sondern daß sie manchmal schneller und zuweilen "gemütlicher" unterwegs ist! Diese Eigenschaft bezeichne ich liebevoll "Flausen der Sonne". Selbstverständlich geht um die scheinbare Bewegung der Sonne (Kopernikus 1506).

Ein Laie wendet sich vielleicht von der SonnenUhr ab, weil er meint, dass sie falsch gänge oder dass sie "unzeitgemäß" sei.
• Aber schon ein Perspektivwechsel führt zur Frage: Wer hat sich eigentlich entfremdet? - Der, der die Sonne versteht, oder der, der im Hamsterradl einem TickTack anhängt?
• Zeitzonen sind sinnvoll, aber prinzipiell gilt: Eine SonnenUhr zeigt immer Wahre Ortszeit an - stärkt also OrtsIdentität!
Insofern ist jede SonnenUhr oder SonnenInstallation im besten Sinne "unZeitgemäß"!
diese SonnenUhr geht falsch ... oder?
Traditionell waren sich Besitzer von SonnenUhren stets ihrer eigenen Zeit bewußt und verstanden nach ihr zu leben. Deswegen ist diese SonnenUhr (Pfaffstätten / Thermenregion, NiederÖsterreich) auch nur in diesem Ambiente funktionstüchtig - eben ein Unikat.

Übrigens "wollte" keine SonnenUhr jemals dem Mainstream folgen und moderne Zeit sklavisch vermitteln.
Auch die Bedeutung der "Sommerzeit" relativiert sich vor diesem Hintergrund.

Für Beobachter verstreicht die Zeit - durch TickTack wird sie zerhackt. Die Beziehung zum "Fluß der Zeit" bekommt so eine besondere Facette!
An den Zeitgeist, die SonnenUhr als Mittlerin zum LebensStern zu verstehen, wird hiermit erinnert. An ehrwürdigen Obelisken ist dieses Wissen ebenso nützlich, wie an astronomischen Kultbauten und in der Seefahrt.

Die Beziehung zur MEZ (auf der ArmbandUhr oder nahegelegenen KirchturmUhr) wird selbstverständlich gestaltet; Interessenten werden in das korrekte Ablesen einer SonnenUhr eingewiesen.

Zeit-Installationen in schöpferischer Vielfalt
• Jedes Objekt (SonnenUhr, Meridian, Obelisk o.ä.) ist mehr als Dekoration; das kosmische "U(h)rwerk" läßt sich daran ergründen; - es fördert Anschauung & Verständnis astronomischer Äbläufe, wertet den Ort auf und „verankert“ ihn mit dem SonnenJahr!
... die Fassade lebt!
... die Fassade lebt!
• Bei sorgsamer astronomischer Vermessung der Fassade und präziser Konstruktion wird selbstverständlich auch eine respektable Genauigkeit erreicht!

• Wichtig: Die Fassade muß keineswegs exakt südgerichtet sein; exakte Südwände sind selten!
Abweichungen von der Ost-West-Richtung machen ein "Ziffernblatt" ornamental sogar gehaltvoller und interessanter! ... siehe FeierAbend-Uhr in WNW-Wand

• Manchmal ist auch die Hausecke ein würdiger Platz, ein Erkervorsprung ein origineller Schattenwerfer o.ä.
KalenderEffekte
• Jeder hat besondere Tage zum Feiern oder zum Gedenken. Ich biete Möglichkeiten, diese Tage symbolisch an der Fassade zu visualisieren, bzw. in die Ornamentik einzubinden.
Denn an dem besonderen Tag wandert der Schatten über das Symbol, als wollte die Sonne gratulieren. Dies kann - je nach Geschmack - offensichtlich oder verschlüsselt sein; die Fassade lebt!

Besondere Atmosphäre schaffen
Indem Sie den Schatten der SonnenUhr über mehrere Tage verfolgen, können Sie sich z.B. schon weit im voraus Ihrem Geburtstag, einem Jubiläum o.ä. nähern (... gewiß mehr als die bloße Kalendernotiz)!
• Wenn man dies erlebt oder ritualisiert, bedarf es keiner großen Worte! Zum Begriff "SonnenZeit" bekommen Sie einen neuen, inneren Bezug.

Nahrung für die Seele: Zur inneren Wirkung gehört u.a. das Erleben von "Zeitverbundenheit" und der spielerische Umgang damit, statt nur das Ticken der Uhr wahrzunehmen. Die Perspektive zum "Tempus fugit" ändert sich. Achtsamkeit für "Zeit" ruft auch "GlücksMomente" hervor und der Begriff " Zeitqualität " bekommt Sinn; SonnenUhren tragen oft einen "Sinnspruch"!

• Ein ZeitDiagnostiker philosophierte neulich über "EntschleunigungsOasen" - eine SonnenUhr bietet diese!
Dem Vergessen entrissen: MondZeit
In lauschigen Mondnächten konnte ich wiederholt SonnenUhren betrachtet.
Klar, daß ein voller Mond auch Schatten wirft, und, daß sich nachts die Frage (übrigens sehr romantisch & poesievoll) stellt: Was zeigt der Mondschatten auf der SonnenUhr?
Man kann derlei SchattenSpiele mit einfachen DigitalFotoapparaten nicht (mehr) fotografieren! Der mystisch anmutende Eindruck ist kaum vermittelbar, weil ihn sich heutzutage niemand vorstellen kann - er bleibt also in persönlicher Erinnerung (mit M. Claudius: "... so sind gar manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehen")
• Rechts daher das Bild einer SonnenUhr mit Mondtafel (HeiligenKreuz / Österreich): Die Zisterzienser hatten vor Jahrhunderten die Antwort auf unsere nächtliche Anfrage "Wie spät ist es (nach Mondlicht)?" perfektioniert, indem eine Tabelle mit "Mondalter" dazugemalt wurde.
• Der Kenner kann bei hellem Mond die "Mondzeit" in "KlosterZeit" (OrtsZeit) wandeln und so die GebetsZeit ableiten.
... visionär!
Diese SonnenUhr (Ottobeuren) muß man erst mal vordenken! Sie ist an mehrstöckiger, hoher Fassade knapp unterm Dach nur für Insider sichtbar, kühn, ehrwürdig ... und sie funktioniert!
Hora SEXTA und eine Erinnerung
Auch wenn Sie es aus dem Foto nur erahnen können, der Schatten fällt senkrecht!
• dann zeigt er die Mitte des Tages an, aber naturecht, also wahr. Daher ist es in diesem Augenblick 12h wahre OrtsZeit - ein "wahrer Mittag".
• Seit der Antike, schon in der Bibel und in Klöstern war das die 6. Stunde, daher SEXT oder SEXTA (nach GebetsZeit "hora sexta").
• Die „6. Stunde zu feiern“, ist uns rudimentär in der „Siesta“ überliefert.

Hat man Zugang zum klösterlichen Leben, ist die sog. Sexta – hora sexta – der Zeitpunkt des Stundengebetes zu Mittag.
• Um diese Gebetszeit exakt zu bestimmen, gab es in Klosteranlagen Schattenstäbe und einfache Ritzungen oder Gravuren an geeigneten Wänden und Mauern. Der Schatten markierte den Zeitpunkt präzis' und unmissverständlich; wenn er senkrecht fiel, war es Ortsmittag!
• Die Aufmerksamkeit einer ganzen Klostergemeinschaft war auf diesen Zeitpunkt gerichtet. Er lag – nach römischer Tageseinteilung - sechs Stunden (römisches Stundenmaß!) nach Sonnenaufgang und markierte immer den Mittagszeitpunkt; zugleich ist Sonnenhöchststand oder high noon .

• Mit dieser Position der Sonne wird auch der „ Meridian“ des Ortes über dem Horizont markiert! im Englischen haben wir vor und nach high noon die Zeitangaben "ante meridiem" kurz: am und pm für "post meridiem".
• SonnenUhren heben den Ortmittags (oder Meridiandurchgang) hervor - der Senkrechten folgt unser 12h (im Foto verwittert)
• Einige Meilen weiter östlich, war das längst, ist es schon später ... weiter westlich ist es noch vormittags, Bewußtsein dafür fördert Ortsidentität und nährt den Genius loci

2. gut zu wissen
• Zeitpunkte für Meridiandurchgänge, also MittagsZeitpunkte (Senkrechtschatten) können sich binnen weniger Tage unterscheiden! An ehrwürdigen Obelisken ist dieses Wissen ebenso nützlich, wie an astronomischen Kultbauten und in der Seefahrt.

3. In der Bibel:
• Johannes 4, 1-12: … Jesus am Jakobsbrunnen
• Apostelgeschichte 10.9 Petrus stieg aufs Dach

4. Chiffre anderen Zeitverständnisses
• der Schattenkopf zeigt aber zu Ortsmittag gleichzeitig auf die Stundenlinie 19
... das ist ein anderes Kapitel aus einer anderen Zeit
Engel von Chartres mit klarer Botschaft
Der Engel befindet sich an der westlichen Südflanke der Kathedrale von Chartres. Seine SonnenUhr hat einen symmetrischen StundenFächer.
Man beachte die Position des Engels - die sogenannte und vielfach beschriebene Südfassade kann niemals exakt in Ost-West-Richtung verlaufen. Der Engel (auf der Ecke) signalisiert eine Abweichung der Hauptachse markant nach NordOsten; ... für die Meister von Chartres war Astronomie selbstverständlich ein "konzeptionelles Werkzeug" ...

L' Ange du Meridien

Chartres
Im Sturm, der um die starke Kathedrale
wie ein Verneiner stürzt der denkt und denkt,
fühlt man sich zärtlicher mit einem Male
von Deinem Lächeln zu dir hingelenkt:

lächelnder Engel, fühlende Figur,
mit einem Mund, gemacht aus hundert Munden:
gewahrst du gar nicht, wie dir unsre Stunden
abgleiten von der vollen SonnenUhr,

auf der des Tages ganze Zahl zugleich,
gleich wirklich, steht in tiefem Gleichgewichte,
als wären alle Stunden reif und reich.

Was weißt Du, Steinerner, von unserm Sein?
und hälst Du mit noch seligerm Gesichte
vielleicht die Tafel in die Nacht hinein?


RMR - übrigens mit Auguste Rodin im Jänner 1906